Epos der Florinther Hundlinge
über den groben Felsknöterich
Rings umher nur schroffe Klippen,
raue Felsen, schwarzer Stein,
kaum noch Fett ziert meine Rippen,
Hunger geht durch Mark und Bein.
Lange sah ich keine Gämse,
nicht einmal ein Murmeltier.
Tod winkt schon mit scharfer Sense,
ach, gleich ist es aus mit mir.
Grad will ich mein Leben lassen,
aber da erblicke ich
im Geröll (ich kann’s kaum fassen)
einen fetten Knöterich.
Giftig grün sind seine Blätter,
seine Wurzel sprengt den Stein,
krallt sich würgend wie ein fetter
Schlangenkörper tief hinein
In die dunkle Felsenspalte
wo seit langen Zeiten liegen
massenweise graue, alte
Knochen, die nie Ruhe kriegen,
deren Geister rastlos tanzen
um der Pflanze dürre Blüten
und mit Grauen stets die ganzen
Nächte kreischend zornig wüten.
Ach wie wunderbar! Das Leben
will mir noch ne Chance geben!
Und so klettre ich nach oben,
kann noch einmal Kraft aufbringen,
um den Knöterich, den groben,
gierig, hastig zu verschlingen.
Plötzlich würg ich und verzage.
Die Gewissheit ist kein Trost:
Ich als Hundling, ich vertrage
einfach keine Pflanzenkost.
Diese Pflanze wird mich killen,
rächt sich, weil ich sie gepflückt,
mich, dem vorher stets die vielen
Abenteuer kühn geglückt!
Krieg die Nüstern nicht mehr frei,
keine Luft mehr in die Lunge,
und der grüne Pflanzenbrei
liegt mir pelzig auf der Zunge.
Ich merk schon, wie ich erkalte
und mein Herz schlägt nur noch schwer....
Morgen liegen in der Spalte
wieder ein paar Knochen mehr.